
BIETIGHEIM-BISSINGEN, 24. JUNI 2009
Streik stellt Eltern vor Probleme
Zahlreiche Kindergärten im Landkreis seit Montag geschlossen - Heute Demo in Ludwigsburg
Im Streit um die Bezahlung der Erzieherinnen und anderer Sozialberufe geht die Gewerkschaft Verdi jetzt in die Offensive. Für heute Mittag ist eine Demonstration vor dem Ludwigsburger Rathaus angekündigt.Seit Anfang Mai streitet sich die Gewerkschaft mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA um eine angemessene Tariferhöhung für die Mitarbeiter in Kindergärten und anderen kommunalen Sozialeinrichtungen. Zuletzt wurden die Verhandlungen ohne Ergebnis abgebrochen. An mittlerweile 13 Tagen blieben in den vergangenen acht Wochen in der Region zahlreiche Kindergärten geschlossen, zu Beginn der Aktionen an einem Tag der Woche, dann an zwei und seit Montag an drei Tagen nacheinander. Regelmäßig haben sich nach Angaben von Gewerkschaftssekretärin Sylvia Nosko 2000 Menschen in der Region Stuttgart an den Streikaktionen beteiligt, dies entspreche einer Beteiligung von etwa 40 Prozent, allerdings nicht flächendeckend.
Vor allem berufstätige Eltern, die darauf angewiesen sind, dass ihre Kinder regelmäßig und zuverlässig betreut werden, stehen deshalb öfters vor Problemen. In Tamm, wo Mitglieder der Gewerkschaft in dieser Woche an drei Tagen sämtliche Kindergärten bestreiken, hatten Eltern Bürgermeister Roland Zeller so unter Druck gesetzt, dass er sich persönlich an Verdi wandte, um eine Notbetreuung einzurichten (wir berichteten). Einer Vereinbarung hat die Gewerkschaft mittlerweile zugestimmt, danach dürfen anhand festgelegter Kriterien in zwei Gruppen bis zu zehn Prozent der Kinder betreut werden, sagte Verdi-Sekretärin Nosko gegenüber unserer Zeitung. Eine ähnliche Regelung gelte auch in Schwieberdingen.
Eine Notbetreuung ist in Bietigheim-Bissingen bisher noch nicht in der Diskussion, sagte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage. Gestern wurde drei, vorgestern fünf der rund 20 Kindergärten der Stadt bestreikt, und zwar die Kindergärten in der Paul-Bühler-Straße, Farbstraße, Metterzimmern, Südstraße und in den Entenäckern. Die Eltern seien rechtzeitig informiert worden und hätten eine private Betreuung organisiert. Wo das nicht möglich war, seien die Kinder auf andere Kindergärten verteilt worden. In weiteren Kindergärten in Kornwestheim, Oberstenfeld, Großbottwar und Markgröningen konnte die Dienstleistungsgewerkschaft nach eigenen Angaben ebenfalls Streiks organisieren.
Ein Schwerpunkt des Arbeitskampfes ist die Stadt Ludwigsburg, wo heute nach Angaben der Stadt neun Kindergärten ganz geschlossen bleiben und weitere fünf nur eine eingeschränkte Betreuung gewährleisten können.
Weil auch Montag und Dienstag mehrere Einrichtungen geschlossen waren, haben Eltern der Kindertageseinrichtung Villa Kunterbunt in einem Brief Druck auf die städtische Verwaltung ausgeübt, für Ersatz zu sorgen und eine regelmäßige Notbetreuung sicherzustellen.
Wie in anderen Gemeinden sei Verdi einer Notversorgung in Ludwigsburg gegenüber aufgeschlossen, allerdings habe sich seitens der Stadt noch niemand an die Gewerkschaft gewandt, wunderte sich Sylvia Nosko noch gestern Mittag. Sie sprach deshalb von einer Blockadehaltung: "Oberbürgermeister Spec organisiert irgendetwas, aber das ist illegal." Gestern Abend allerdings kündigte Erster Bürgermeister Konrad Seigfried in einem Schreiben an die Eltern an, angesichts der Dauer des Streiks mit Verdi über eine Notbetreuung zu sprechen.
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